Leben in die Tabakfabrik
13. Dezember 2011 von Lorenz PotocnikKommentierenEmpfehlenEs tut sich was in der Tabakfabrik. Endlich gibt es mit Chris Müller eine Person, die sich im Auftrag der Stadt ernsthaft und kompetent um die dringend notwendige wirkliche Zwischennutzung kümmern kann. Und endlich beginnt eine richtige Nutzung in Form von geeigneten Kreativfirmen die sich einmieten.
Grundsätzlich ist es demnach zu begrüßen, dass Leben in die Tabakfabrik abseits von tageweisen Events kommt. Dennoch bleibt eine gewisse Verwunderung darüber, dass die Stadt Linz soviel Erwartung und Geld in einen europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb steckt, um dann eine halbe Woche vor Bekanntgabe der ausgezeichneten Projekte (und den zu erhoffenden Folgen auf die Entwicklung) mit konkreten Planungen und Vertragsabschlüssen Tatsachen zu schaffen.
„Nun, dieser besagte Europan könnte tatsächlich ein neuer und dringend notwendiger Impulsgeber sein. Mitte Dezember werden die Ergebnisse des diesjährigen Europan-Wettbewerbes veröffentlicht. Die Stadt Linz hat immerhin an die 70.000 Euro in diesen europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb investiert, um Ideen für die Tabakfabrik zu bekommen. Das „Siegerprojekt soll auch in den Gesamtfahrplan für die Fabrik einfließen“, sagt Stieber.“ OÖNachrichten, 07.12.2011
Auf der einen Seite wird davon gesprochen, dass “noch Zeit für ein gut überlegtes Nutzungskonzept” bleibt, da ja bis Ende 2013 “keine großen Baumaschinen das (…) Areal verändern“ (Gerhard Haderer), andererseits werden von Seiten des Aufsichtsrat unbefristete Verträge angestrebt, weil „wir Flexibilität und die Firmen Sicherheit brauchen“ so Johann Mayr, Aufsichtsratsvorsitzender und Finanzstadtrat.
Es ist also berechtigt nachzufragen, wieweit es Sinn macht, Teile des Areals ohne kommuniziertes Konzept scheibchenweise nach dem first-come, first served Prinzip und ohne ersichtlich klaren und zielführenden inhaltlichen Setzungen von Seiten der Eigentümer (und im Sinne der Stadt!) längerfristig zu vergeben.
Spricht etwas gegen eine transparente Ausschreibung, einen offenen „Call for Interest“, um eine möglichst hohe Bandbreite an Interessierten zu erreichen? Spricht etwas gegen ein Kuratieren von Nutzergruppen um jeweils optimale Synergieeffekte und Querfinanzierungen untereinander aber auch auf das ganze Gelände zu erreichen? Spricht etwas gegen ein Messen jedes potentiellen Nutzers am Beitrag für die Tabakfabrik und insbesondere am Beitrag für die gesamte Stadt?
Klar ist die Auswahl der Nutzergruppen entscheidend für die gesamte Tabakfabrik und ihre Rolle an einer neuralgischen Stelle zwischen zukünftiger Hafenstadt und bestehender Stadt. Mindestens so prägend wie die Nutzer ist aber das Verfahren wie es zur Auswahl dieser Pioniernutzer kommt.
Den Artikel Es kommt Leben in die Linzer „Tschickbude“ im Archiv der OÖNachrichten lesen
Den Beitrag Tabakfabrik wird erste Adresse für Kreative auf den Seiten des ORF lesen.