anders als geWohnt…

24. Februar 2012 von KommentierenEmpfehlen  

lautet der Titel der diesjährigen Architekturtage, der jedoch mindestens so gut als Titel für ein experimentelles Wohnprogramm in der Tabakfabrik taugen würde.

Chantal Akerman, »Hôtel Monterey«, 1972 Hotel Monterey | Filmstill | © Frith Street Gallery

Chantal Akerman, »Hôtel Monterey«, 1972 Hotel Monterey | Filmstill | © Frith Street Gallery

Das Thema Wohnen in der Tabakfabrik wird von verschiedensten Seiten immer wieder aufgegriffen. Darunter war bisher eine Studie der Kunstuni Linz im Auftrag der Entwicklungsgesellschaft, ein Europan Preisträger, der gezielt mit Baugruppen Teile des Areals entwickeln will und wie zuletzt angesprochen der Kulturentwicklungsplan, der ebenfalls eine „Mischnutzung aus Kunst und Kultur, Kreativwirtschaft, Bildungs- und Sozialeinrichtungen sowie Wohnen“ fordert.

Während also die Zwischennutzungsbeauftragten „Schlafen wie ein Rockstar“ mit Tourbussen als temporäres Hotel zur Nächtigung vorschlagen, und bezüglich der Wohnnutzung im Gebäude auf 2014 vertrösten, gäbe es durchaus Alternativen, um die vorhandenen Quadratmeter in der Fabrik zu nutzen und möglichst schnell vor Ort Schlafplätze anbieten zu können.

Screenshot: Facebookseite Tabakfabrik

Screenshot: Facebookseite Tabakfabrik

Linz hat diesbezüglich bereits seit 09 Erfahrung mit dem Pixelhotel, ein Konzept das im Übrigen vor kurzem in leicht abgewandelter Form mit dem Namen Urbanauts auch in Wien realisiert wurde.

Mit dem kürzlich fertiggestellten Hotel Daniel in Wien zeigt das Büro Heiss Architekten einen Weg auf, in einem (in diesem Fall teilweise-) denkmalgeschützten Gebäude ein Hotel zu errichten. Zu besuchen mit Führung am 09. März um 15:00 Uhr! ÖGFA – Bauvisite Hotel Daniel Vienna

Screenshot: Hotel Daniel, Wien

Screenshot: Hotel Daniel, Wien

Auch das schon mehrmals erwähnte ExRotaprint Gelände verfügt über zwei Gästewohnungen, die tage- oder wochenweise vermietet werden.

Foto: exrotaprint.de

Foto: exrotaprint.de

Und spätestens mit dem Parkhotel von Andi Strauss (übrigens jetzt auch in Bottrop) wird seit 2006 bewiesen, dass es wenig Privatraum braucht, um ausschlafen zu können. Angelehnt an die japanischen Kapselhotels, ist die eigentliche Schlafzelle ein winziger Rückzugsraum zugunsten eines großzügigen Gemeinschaftsraums.

Bezüglich einer multifunktionalen Möblierung sind Allan Wexler oder Andrea Zittel zu nennen. Auch Andrew Kline beschäftigt sich als Designer seit einiger Zeit mit Minimalraumzellen, um industrielle Leerstände temporär bewohnbar zu machen.

Foto: Interior Living Unit von Andrew Kline

Foto: Interior Living Unit von Andrew Kline

Dies sind nur einige Beispiele, die aber zeigen, dass Wohnen in der Tabakfabrik auch kurzfristig und temporär möglich sein kann, dabei aber aus den jeweiligen Bauteilen, dem Denkmalschutz und den Bedürfnissen einer veränderten Klientel entwickelt werden muss. Im Unterschied zu bisherigen Überlegungen wäre Wohnen also rasch und auch auf Zwischenutzung anzulegen.

Die Architekturtage 2012 zeigen „Baugruppenprojekte, Generationenwohnen, Wohnen und Arbeiten unter einem Dach oder Cafés als städtische Wohnzimmer (…)“. „In allen Abstufungen zwischen intim – privat – gemeinschaftlich – öffentlich – repräsentativ wird ein erweiterter Wohnbegriff in allen Bundesländern untersucht.“

Die Architekturtage finden am 1. und 2. Juni 2012 statt. Eine gute Gelegenheit das Motto der österreichweiten Architekturvermittlung aufzugreifen. Denn genau jetzt wäre mit der Zwischennutzungsphase der richtige Zeitpunkt, solcherlei Wohnformen und somit das Potential der Fabrik auszuloten. Ein „Erweiterter Wohnbegriff“ könnte die Fabrik in ein Laboratorium für neue Formen des Wohnens und vor allem der Gemeinschaft in einer mittlerweile sehr differenzierten Gesellschaft darstellen.

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